Früh fahren wir weiter durch die Große Karoo, die Wüste aus dürrem Gras, Fynbos-Sträuchern und Stein. Der böige Seitenwind heute macht das Steuern des WB schwierig, die Angriffsfläche ist halt größer als beim PKW. Zum Tanken fahren wir kurz nach Aberdeen hinein. Auf der Fahrt hierher sehen wir einen Sekretär ganz nahe der Straße vorbeistolzieren und einen Lastwagen vollbeladen mit Straußen. Es sieht lustig aus, wie sie ihre Köpfe in alle Richtungen strecken.

Zwischen Aberdeen und Willowmore liegen 121 Kilometer Wüste, nur unterbrochen von vereinzelten Farmen, ein paar Schafen (meist Merino-Schafe) und Strauße. Nur ein PKW überholt uns auf der ganzen Strecke und eine Handvoll Fahrzeuge kommen uns entgegen. Ab und zu sehen wir größere Flächen mit pinkfarbenen Blütenkissen (Sedum). Nach Uniondale fahren wir zuerst auf einer gewundenen, engen Bergstraße mit steilen Felswänden auf beiden Seiten neben einem Fluß weiter. Auf der anderen Seite dieses Gebirges erwartet uns hügeliges, grünes Weideland und große Obstanlagen (meist Äpfel). Wir fahren in diesem meist engen Tal entlang der Langkloof- und Tsitsikammaberge, die uns vom Indischen Ozean abschneiden, Richtung Osten, bis wir die erstmögliche Überquerung bei Kareedouw nehmen. Aus dem Landesinneren erscheinen wie gestern flache runde Pfannekuchenwolken. Gegen 13 Uhr überwinden wir den kleinen Paß und kommen auf der N2 wieder nach Westen. Hier säumen jetzt hohe Kiefernwälder die Straße zu beiden Seiten, von Küste ist aber nichts zu sehen, da die Straße auf der Höhe verläuft. Wir befinden uns auf der berühmten Garden Route und im Tsitsikamma National Park. Am Petroport überqueren wir den Storms River auf einer hohen Brücke, einer ingenieurmäßigen Meisterleistung, wie es heißt. Auf dem Fußweg der Brücke gehen wir noch einmal zurück und schauen in die gähnende Tiefe des Canyon. In der Information erfahren wir, daß im Restcamp noch Camp Sites "available" seien und so fahren wir noch 8,5 Kilometer auf der N2 und dann 10 Kilometer im Tsitsikamma NP, wo direkt am Ozean Plätze mit Wasser und Grillstellen (Braai), viele Holzhäuser und Lodges liegen. Leider gibt es wieder keinen 220V-Anschluß für den Kühlschrank und den Mikro. Ansonsten ist alles auf viele Urlauber ausgelegt, ein Teil der Gesamtanlage wird gerade renoviert und ein neuer Teil entsteht. Es gibt noch ein Freibad mit Meerwasser und einige Braai Areas auch für Tagesgäste. Die Lodges sollen 13 Monate im Voraus gebucht werden!

Die Küste hier ist ziemlich wild, die Brandung stürmt gegen die Klippen aus schwarzem Granit, und ist kein Badestrand. Jetzt am frühen Nachmittag nutzen wir die Gelegenheit, ein Stück des weltbekannten "Otter Trails" in westlicher Richtung entlang zu wandern, bis der Pfad in Kletterei über die Klippen führt. Die gesamte Wanderung geht über fünf Tage und man muß ein Permit einholen. Unterwegs sehen wir eine kleine Schlange, einen Malachit-Nektarvogel und einige Klippschliefer. Für den Abend haben wir im Restaurant einen Tisch bestellt. Nach Dusche und Kleiderwechsel sind wir um 19 Uhr dort. Hartmut nimmt ein Rumsteak und ich den Fisch des Tages, Pink Salmon (Lachs). Auf dem ca. einen Kilometer langen Rückweg zum WB ist es stockfinster, doch unsere Augen gewöhnen sich schnell an die Dunkelheit und jetzt leuchten uns unzählige Glühwürmchen die Straße entlang.