Madeira-Karte
 08:30Busfahrt nach Machico
 09:15Wanderung durch Terrassenfelder und Wälder
  Aufstieg zur Boca do Risco da Cruz
  Wanderung auf dem Panoramaweg in 370 m
  Weglänge: 12 Km
  Gehzeit : 5 Std.
  Aufstieg: 300 m
  Abstieg : 500 m
  Mittag: Restaurant "Praca Velha", Porto da Cruz
  Rückfahrt zum Hotel
 16:00Ankunft im Hotel
  Abendessen im Hotel
  Ü: Hotel Ondamar in Caniço

Panorama-Höhenwanderung an der Nordküste

So. 30.06.1996

Wetter um: 08:00Trüb, ohne Sonne
Temperatur: 08:0020,0°C
Wetter tags: wolkig, ohne Sonne, um 20°C

Brigitte     Hartmut

Tui Touristik Union Int.:

Die schönsten Levada-Gärten.

Mit dem Bus über Santa Cruz bis zum Tunnel vor Machico. Der erste Teil der Wanderung führt entland der Levada durch prächtige Pinienwälder, in der weiteren Folge mündet die Wanderung in die Gärten und Anbaugebiete der madeirensischen Bauern. Eine üppige Vegetation und ein faszinierender Ausblick zum Ostkap und nach Santana lassen das Herz eines jeden Naturfreundes höher schlagen. Diese Wanderung ist ein besonderer Leckerbissen für Fotografen, denn die Ausblicke und Tiefblicke sind eine Fundgrube für den Betrachter und Wanderer. Die Panorama - Höhenwanderung endet in Porto da Cruz, das idyllisch direkt am Meer gelegen ist.
Gehzeit ca. 5 Stunden.

Hartmut:

"Landschaften Madeiras" von John und Pat Underwood Seite 82ff:

"Der Küstenpfad (350 m Höhe) ist sehr schmal, oft schlüpfrig und manchmal (infolge von Erdrutschen) unbegehbar. Trittsicherheit erforderlich; Schwindelgefahr!

Die Nordküste zwischen der Boca do Risco und Porto da Cruz ist vielleicht der Inbegriff Madeiras - kein anderer Platz auf der Insel übertrifft diese stolz zerklüftete Schönheit im Sonnenlicht, und nur wenige Plätze auf dieser Welt können mithalten mit dem verbissenen Zorn, der sich hier bei Sturmkatastophen zeigt. Hier kann man einfach nicht vergessen, welch ein schweres Leben die Inselbewohner haben.

Bei der Boca do Risco liegt eine Höhle, wo Sie sich kurz erholen können. Über dem Meer, im Nordosten, sehen Sie Porto Santo und seinen gleißenden Sandstrand. Der Weg ist hier sehr gut -breit und eben- doch bald verengt er sich, und die Abgründe bis zum Meer sind 350 m tief. Hier wächst Hauswurz so groß wie Krautköpfe; Schneeballbäume, Disteln, Besenginster, Farne, Lorbeer, Heidekraut und Wildblumen blühen in jeder nur vorstellbaren Farbe.

Wenden Sie sich nach links und nehmen Sie den Pfad nach Porto da Cruz. Nach 45 Min passieren Sie ein Tor und schon bald sehen Sie das Ilhéu do Guincho (Inselchen des Geschreis, nach dem Heulen des Windes durch eine winzige Höhlung im Felsen benannt). Dies ist eine unserer Lieblingsaussichten - mit dem blendenden Morgenlicht oder der glühenden Sonne am Nachmittag. Während Sie weiter westwärts gehen, kommen neue Landspitzen in Sicht. Nach etwa 1Std15Min folgt oberhalb des Espigao Amarelo (die scharfe gelbe Landspitze) ein Felsvorsprung. Für die Mittagsrast fantastisch, aber nur zwei oder drei finden dort Platz.

Nach der Mittagsrast müssen Sie an einer weiteren Landspitze vorbei, bevor Sie Porto da Cruz sehen können. Gehen Sie über die Cova das Pedras, eine wunderschöne, halbrunde Bucht, die von den Klippen aus kaum sichtbar ist. Ehe Sie es noch bewußt wahrnehmen können, ändert sich der Charakter des Küstenweges erheblich: seine Kahlheit wird jetzt von Pinienwäldern und Belladonnalilien aufgelockert. Sie blicken nun durch die großen Pinienbäume in ockerroter Erde auf das blasse, türkisblaue Meer. Endlos brechen sich die Wellen unten an den Felsen und schaffen so ein ständig bewegtes Muster.

Nach 1Std 50Min (5Min hinter der Cova das Pedras) führt der Pfad von den Klippen nach Porto da Cruz herunter. Der Weg führt durch eines der schönsten Täler der Insel, mit der typischen roten Erde, smaragdgrünen Feldfrüchten, goldenen Weiden und fruchttragenden Rebstöcken. Wenn der Pfad auf eine Levada trifft, folgen Sie ihr 10Min nach rechts. Wenn die Levada nach rechts abbiegt, gehen Sie nach links hinunter. Bald sind Sie an einer Treppe, .........."

Die heutige Wanderung entlang der nördlichen Steilküste ist als Panoramawanderung angekündigt, was ja auch stimmt, doch für mich ist es die Angstwanderung. Der an sich schon schmale Pfad ist bis auf eine kurze Stelle völlig ungesichert und bevor wir in den reinen Felsbereich kommen, gehe ich nach Stefan als erster und kann somit das Tempo der Gruppe, die vorhin schon wieder recht flott lief, bestimmen. Hier ist jetzt ohne Zweifel völlige Schwindelfreiheit erforderlich, sonst steht man die Aussichten und Tiefblicke aus 370 m Höhe nicht durch. Ich schwitze vor Konzentration, wie und wohin ich meine Füße setzte. Nur bei den kurzen Halts ist es möglich, die spektakulären Ausblicke zu genießen. Aber die Kamera aus dem Rucksack zu holen, dazu ist es meist zu eng bzw. hat man nicht beide Hände frei.

Brigitte:

8:30 Uhr Abfahrt. Agustinho bringt uns an den Ortsrand von Machico, bereits schon auf der Anhöhe, wo wir in unsere Wanderung einsteigen. Die Streckenführung ist etwas anders als beschrieben, denn anstatt an der Levada entlang zu marschieren überqueren wir diese lediglich. Der Pfad führt entlang an Gärten und Terrassenfeldern, teils über Mauern, durch Pinien- und Eukalyptuswald. Hier atmen wir über eine lange Strecke den aromatischen Duft tief ein.

Dann steigen wir stetig bergan zur Steilküste im Norden. Auf halber Höhe der Steilküste führt in etwa 370 Meter über dem Meer ein Wirtschaftsweg der Bauern, Schaf- und Ziegenbesitzer entlang, der heute unser Wanderweg ist. Hier am Einstieg steht eine rote Tafel mit 3 Sternen. Was das wohl bedeutet? Der Pfad in den Felswänden ist teilweise sehr schmal (handbreit), meterweise abgerutscht (ausgesetzt) oder mit Farnen und Brombeerranken überwachsen. An einigen Stellen ist der Wanderweg auch durch ein Seil gesichert, an dem man sich tunlichst festhalten sollte, manchmal, leider selten ist er aber auch schön breit und angenehm zu laufen. Trotzdem muß man immer konzentriert und aufmerksam jeden Schritt setzen. Daher können wir die versprochenen schönen Aussichten nur genießen, wenn wir an den breiteren Stellen einmal stehen bleiben. Dann allerdings bietet sich eine phantastische Aussicht zum Ostkap, auf die wilde Küste hier im Norden, auf den Adlerfelsen bei Porto da Cruz und auf die heute sichtbare Insel Porto Santo. So klar und deutlich konnten wir diese Insel bisher noch nicht sehen.

Der Himmel ist ziemlich bedeckt, trotzdem haben wir gute Fernsicht und es ist auch angenehm warm. Es sind aber nicht so viele Fotos wie gewöhnlich entstanden, denn der Weg erfordert die gesamte Aufmerksamkeit. Stefan ist heute unser Wanderführer. Aus der Steilwand kommend geht ein guter Weg durch Waldgebiete an den flacheren Hängen. Hier säumen unzählige Tausendgüldenkräuter unseren Weg. Obwohl Sonntag, arbeiten an einigen Stellen Leute auf ihren Terrassenfeldern. Um 12 Uhr rasten wir bei einem Palheiro kurz vor unserem Tagesziel. Jetzt führt der Weg bergab zum steinigen Strand von Porto da Cruz. Über eine halbfertige Straße klettern wir über aufgeschüttete Felsbrocken hinunter an den Strand. Noch ein kleiner Aufstieg zur Autostraße und wir befinden uns im mittleren Teil des verstreut liegenden Ortes.

Wir finden mit Leichtigkeit das Lokal "Praca Velha", wo wir schon gestern waren. Heute hat Antonio Thunfisch für uns. Die Teller sind so voll, daß viel zurückgeht. Der Fisch ist weich und entgegen aller Erwartung auch saftig, also sehr gut. Obstteller zum Nachtisch mit Wassermelone, Papaya und eine handvoll winzig kleiner Kirschen. Der bettelnde Hund von gestern holt uns wieder an der Kirche ab und begleitet uns zum Lokal. Er kommt aber diesmal nicht herein, vielleicht mag er keinen Fisch. Trotzdem läuft er später mit uns zum Bus zurück. Auf dem Platz vor der Dorfkirche stehen zwei auffallende Bäume:

  • ein Hahnenkamm-Korallenbaum
  • und ein Frangipani = Pagodenbaum

Um 16 Uhr sind wir zurück im Hotel. Da auch hier von Sonne nicht viel zu sehen ist, pflegen und ruhen wir uns bis zum Abendessen aus. Am ASI-Tisch herrscht heute gähnende Leere, denn seit 19 Uhr läuft im Fernsehen das Fußballendspiel der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Tschechien. Im Supermercado kaufen wir noch einen Kanister Wasser und stellen unseren Fernseher auf dem Zimmer genau um 20:45 Uhr ein. Prompt schießt Deutschland das Ausgleichstor zum 1:1. In der Verlängerung fällt gleich das 2:1 (neue Regel - sehr unbefriedigend). Deutschland ist wieder mal Europameister.



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