Am Anfang war das Nichts Te Kore - das absolute Nichts Te Kore-te-whiwbia - das Nichts, in dem nichts bestand Te Kore-te-rawea - das Nichts, in dem nichts geschah.
Und dann war die Dunkelheit Te Po - die unendliche Dunkelheit Te Po-nui - die große unendlich weite Nacht Te Po-roa - die unendlich lange Nacht Te Po-te-kitea - die Nacht, in der nichts wahrnehmbar war Te Po-uriuri - die tiefschwarze Nacht Es herrschte Dunkelheit von der ersten bis zur zehnten Nacht von Te Po-tuatahi bis Te Po-tuangahuru.
Und Rangi-nui, der Himmel, und Papa-tu-a-nuku, die Erde lagen eng umschlungen und zwischen ihnen lagen die Kinder sie gezeugt hatten und alle lagen in tiefster Finsternis.
Und aus der Finsternis kamen Te Rapunga - das Suchende, Strebende Te Kukune - das Wachsende, Werdende Te Pupuke - das Schwellende, sich Weitende Te Hihiri - das Kraftvolle, Energische Te Mahara - das Denken und Sinnen Te Hinengaro - die Seele Te Manako - das Sehnen
Die Schöpfung
Quelle: www.maori.org.nz
Übertragung aus der englischen Sprache von Brigitte Spahr
Bevor das Licht kam, gab es nur Dunkelheit und davor nichts. Davon wird in unserer Geschichte, die uns von alters her überliefert ist, von allen unseren Ahnen berichtet.
Nach der Sage war zu Beginn aller Zeiten Te Kore, das Nichts. Danach kam Te Po, die Nacht, die enorm lang und dunkel war:
- Te Po nui, die Große Nacht
- Te Po roa, die Lange Nacht
- Te Po uriuri, die Dunkle Nacht
- Te Po kerekere, die Tiefschwarze Nacht
- Te Po tiwha, die mit Schatten beladene Nacht
- Te Po te kitea, die Nacht, in der nichts wahrnehmbar war
- Te Po tangotango, die Nacht, die man spüren kann.
Als das erste Licht kam, war es nicht mehr als das Licht eines Glühwürmchens. Und als Sonne und Mond erschaffen wurden, konnte niemand sie sehen, nicht einmal kaitiaki (Anm.:die Nachkommen von Ranginui und Papatuanuku). Der Anfang kam aus dem Nichts.
Dann lebte Ranginui, der Himmel, mit Papatuanuku, der Erde, verbunden und das Land entstand. Die sehr zahlreichen Kinder von Rangi und Papa, die keine
menschliche Gestalt hatten, lebten in der Dunkelheit, weil ihre Eltern noch nicht voneinander getrennt waren. Der Himmel lag noch auf der Erde und kein Licht
konnte eindringen. Der unterste der zwölf Himmel, der auf der Erde lag, machte sie unfruchtbar. Ihre Pflanzenschicht bestand aus kriechenden und rankenden niedrigen Kräutern und das Meer war noch dunkel wie die Nacht. Diese Zeit schien endlos zu sein.
Schließlich setzten sich die Abkömmlinge von Ranginui und Papatuanuku, die der andauernden Dunkelheit überdrüssig waren, zusammen, um zu entscheiden,
was mit ihren Eltern geschehen sollte, auf dass die Menschheit entstehen konnte. "Sollen wir unsere Eltern töten, sollen wir sie erschlagen, unseren Vater und unsere Mutter, oder sollen wir sie voneinander trennen?" Und lange überlegten sie in der Dunkelheit.
Dann sprach Tumatauenga, der grimmigste der Nachkommen und Wächter des Krieges: "Das ist gut, laß uns sie töten."
Aber Tanemahuta, der Wächter des Waldes, antwortete: "Nein, so geht es nicht. Es wäre besser, sie voneinander zu trennen, den Himmel weit über uns nach
oben zu erheben und die Erde hier unten liegen zu lassen. Lasst den Himmel uns fremd sein, die Erde aber soll nahe bei uns bleiben als unsere sorgende Mutter."
Einige Söhne, auch Tumatauenga, sahen die Weisheit in diesem Vorschlag und stimmten Tanemuhuta zu. Andere stimmten nicht zu und einer von ihnen,
Tawhirimatea, der Hüter der Winde und Stürme, war jetzt und für alle Zeiten uneins mit seinen Brüdern. Denn Tawhirimatea, um seine königliche
Stellung bangend, wünschte nicht, dass seine Eltern getrennt würden. Während einige zustimmten, blieb Tawhirimatea still und hielt seinen Atem an.
Und lange berieten sie weiter. Nach langer Zeit, die kein Mensch messen kann, entschieden sie, dass Ranginui und Papatuanuku auseinander getrieben werden,
und sie begannen einer nach dem anderen, dies in die Tat umzusetzen.
Als erster erhob sich Rongomatane, Wächter des Ackerbaus, und bemühte sich, den Himmel von der Erde zu trennen. Nachdem ihm das nicht gelang, erhob sich
als nächster Tangaroa, Hüter der Meeresbewohner, und strengte sich mächtig an, hatte aber kein Glück. Dann versuchte es Haumiatiketike, Wächter der Früchte der
Natur, ohne Erfolg. Dann sprang Tumatauenga, Wächter des Krieges, auf. Er schlug auf die Sehnen, die Himmel und Erden zusammenhielten, ein bis sie bluteten.
Dieses Blut erschuf Ocker, den roten Lehm, die heilige Farbe. Tumatauenga, der grimmigste der Kinder, konnte mit all seiner Stärke Ranginui nicht von
Papatuanuku abtrennen.
Dann kam Tanemahuta an die Reihe. Langsam, so langsam wie der Kauribaum wächst, erhob sich Tanemahuta zwischen Erde und Himmel. Zuerst kämpfte er
mit den Armen, ohne Erfolg. Deshalb legte er eine Pause ein, die enorm lange dauerte. Dann stemmte er, mit den Schultern auf seiner Mutter, der Erde liegend,
seine Füße gegen den Himmel. Bald und doch nicht bald, weil es lange dauerte, begannen Himmel und Erde nachzugeben.
Die Eltern schrien auf und fragten sie: "Warum begeht ihr dieses Verbrechen, warum wollt ihr die Liebe eurer Eltern töten?"
Der große Tanemahuta streckte sich mit all seiner Kraft, der Kraft des Wachstums. Weit unter ihm drückte er gegen die Erde, weit oben stieß er gegen den
Himmel und hielt ihn dort oben. Die Sehnen, die beide verbanden, dehnten sich immer weiter. Jetzt hieb Tumatauenga auf die Verbindungen ein und Blut ergoß rot
auf die Erde. Heute ist dies Kokowai, die heilige rote Erde, die entstand, als das erste Blut am Anfang der Zeit vergossen wurde. Sobald Tanemahutas Werk
vollendet war, trat die Vielfalt aller Kreaturen, die Ranginui und Papatuanuku gezeugt hatten, zutage, die zuvor das Licht niemals gekannt hatten.
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