Natur- und Umweltschutz in Filderstadt 2002


Moose: Vielfalt im Verborgenen

Dr. Manfred Schacke
Biotopkartierer Filderstadt

1. Die große Welt der Moose

Schon Kinder wissen, was ein Moos ist. Der grüne Überzug über Steine oder Äste wird als Moos bezeichnet. Doch darüber hinaus weiß man kaum etwas über diesen "grünen Filz"; selbst bei engagierten Naturliebhabern finden die Moose kaum Beachtung, obgleich es sich um eine interessante und wichtige Pflanzengruppe handelt.

Abb. 1 Frauenhaarmoos

Diese geringe Beachtung hat natürlich ihre Gründe: Der entscheidendste ist offensichtlich, er besteht in der Größe dieser Pflanzen oder besser gesagt in ihrer Kleinheit. Viele Moospflänzchen sind nur einige Millimeter groß und können mit bloßem Auge in ihrer Eigenart gar nicht angesprochen werden, sie werden daher übersehen und bleiben unbeachtet.
Hinzukommt, dass die Bestimmung eines Mooses meist sehr schwierig und im Gelände oftmals gar nicht möglich ist. Selbst wenn man ein Moos nicht übersieht, kann man es nicht so ohne weiteres als eine bestimmte Art ansprechen. Sie widersetzen sich gewissermaßen dem Erkennen, man kennt sie nicht und vermisst sie daher auch nicht.
Viele Moose Deutschlands sind in den letzten 100 Jahren unbemerkt ausgestorben oder aktuell vom Aussterben bedroht! Ein weiterer Grund für ihre geringe Beachtung liegt darin, dass sie für den Menschen nur einen geringen Nutzwert haben, so dass ein etwaiger Verlust kaum schmerzt.

Abb. 2 Spießmoos

Moose sind aufgrund ihrer Kleinheit konkurrenzschwach gegenüber den buchstäblich Höheren Pflanzen, zudem haben sie wegen ihres einfachen Baus kaum Schutzvorrichtungen gegenüber schädigenden Einflüssen, wie z.B. saurem Regen, so dass sie die schwächsten und empfindlichsten Glieder in ökologischen Systemen darstellen. Daraus folgt aber auch, dass sie unmittelbar und differenziert auf Veränderungen reagieren. Viele Moose sind daher preiswerte und sehr effiziente Messapparate für Veränderungen im Gewässer, im Boden oder in der Luft.
Unabhängig dieser Eignung als sogenannte Bioindikatoren sind Moose aber auch in naturkundlicher und aesthetischer Hinsicht interessant. Die Moose der Wälder haben beispielsweise eine sehr wichtige Funktion im Wasserhaushalt, denn sie wirken als Puffer bei der Aufnahme von Wasser in den Boden.
Ein weiterer Aspekt besteht in ihrer Pionierfunktion: Da sie in der Lage sind offene Stellen, z.B. nach Erdrutschen oder Grabenarbeiten, rasch zu besiedeln, verhindern sie Bodenerosion und bereiten die Lebensräume der Höheren Pflanzen vor.

Abb. 3 Thujamoos

Hebt man nun mit Hilfe einer starken Lupe (10 fach) oder gar eines Mikroskops (30-300 fach) die Grenze zwischen uns und den kleinen Moosen auf, so erschließt sich eine verborgene Welt mit ungeahnter Vielfalt: Plötzlich sehen wir Pflänzchen, die wie kleine Palmen aussehen oder wie Tannenzweige, manche ähneln bekannten Zimmerpflanzen mit gesägten oder lanzettlichen Blättern, andere wiederum haben eher die Form eines Geweihs oder einer kleinen Kaktee. Kurzum: Wir erleben eine neuartige, ebenso komplizierte und vielfältige Welt wie die der Blütenpflanzen. Und das ist nicht übertrieben, allein in Baden-Württemberg kennen die Spezialisten etwa 1000 Arten von Moosen, eine Größenordnung, die den Vergleich mit den Blütenpflanzen nicht zu scheuen braucht. Auf der Erde rechnet man mit insgesamt etwa 25.000 Moosarten.

Weshalb ich diesen Aufsatz letztendlich schreibe, möchte ich noch kurz erzählen: Kürzlich las ich in einer Tageszeitung der näheren Umgebung, dass der bekannte Pommologe Palmer im Anschluss an einen Schnittkurs den Obst- und Gartenfreunden riet, den Obstbaum mit einer Drahtbürste zu "putzen", also Stamm und Äste von Moosen und Flechten zu befreien. Dieser Ratschlag ist nun wirklich ökologischer Blödsinn und zeigt, dass selbst Pflanzen-freunde den Moosen keine Bedeutung beimessen. Aber gerade die Moose auf den Bäumen, die den Luftströmen besonders ausgesetzt sind, sind einerseits zuverlässige und präzise Indikatoren für die Luftgüte, aber andererseits auch die großen Verlierer beim Überlebenskampf in belasteten Regionen. Viele Moosarten sind in den Ballungsgebieten schon ausgestorben und nun möchte Herr Palmer auch noch den Rest wegbürsten. Das kann nicht wahr sein! Deshalb möchte ich im Folgenden das Image der Moose aufpolieren und von ein paar interessanten Dingen aus der großen Welt dieser kleinen Pflanzen berichten. Die Abbildungen geben Originalpflanzen in etwas verkleinertem Maßstab wieder.

2. Was sind eigentlich Moose?

Zeichn. 1 Bau einer Moospflanze: (a) gipfelfrüchtige, (b) seitenfrüchtige, (c) Torfmoose

Moose haben einen Stoffwechsel und bauen Chlorophyll auf, sie gehören daher zu den Pflanzen. Aufgrund der geringen Anzahl verschiedener Zell-typen und der damit verbundenen einfachen Organisation zählt man die Moose zu den Niederen Pflanzen. Im Gegensatz zu den höher entwickelten Farnen fehlen ihnen Leitbahnen, eine Außenhaut und echte Wurzeln. Aus dem Fehlen echter Wurzeln folgt, dass sie dem Untergrund kein Wasser entziehen können. Das Moos auf dem Obstbaum ist also in keiner Hinsicht ein Schädling. Im Gegenteil, als eine Art Pelz schützt es die Rinde eines alten Baumes vor Hagel, Hitzestress und möglicherweise vor Krankheiten.

Wasser und die darin gelösten Substanzen werden über die gesamte Oberfläche des Mooses direkt aufgenommen und bei trockenerem Außenmilieu wieder abgegeben. Äußeren Faktoren, wie z.B. Feuchtigkeit, Temperatur oder Licht, ist das Moospflänzchen ungeschützt ausgeliefert. Moose sind also sehr empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen.

Abb. 4 Schnabelmoos

Moosen und Farnen fehlt eine Blüte und die damit verknüpfte Sexualität, weshalb man sie in der Botanik als Kryptogamen bezeichnet, d.h. Pflanzen, deren Fortpflanzung im Verbor-genen geschieht. Sie vermehren sich auch nicht über Samen, sondern über Sporen, die aufgrund ihrer Kleinheit und ihrer gleichzeitigen Robustheit über weite Strecken transportiert werden und jahrelang auf günstige Keimungsbedingungen warten können. Diese besonderen Verfrachtungseigenschaften sind auch die Ursache dafür, dass zumindest die Moosarten mit kleinen Sporen riesige Verbreitungsareale aufweisen. Es gibt Moose, die auf jedem Kontinent Lebensräume haben.
So kann es passieren, daß man von einer Fernostreise Moose nach Hause bringt, die auch heimisch sind; bei Blütenpflanzen wäre das nicht denkbar.

Abb. 5 Muschelmoos

Die Sporen befinden sich nicht in Häufchen an der Blattunterseite wie bei den Farnen, sondern in gestielten, sehr verschiedenartig geformten Kapseln, die den grünen Pflänzchen aufgesetzt sind. Die Kapsel und ihr Stiel wird als Sporenpflanze (Sporophyt) bezeichnet und damit vom grünen Moospflänzchen, der sogenannten Geschlechtspflanze (Gametophyt) unterschieden. Diese beiden Pflanzen stellen zwei Generationen dar und damit zwei verschiedene Individuen, wobei die Sporenpflanze über den doppelten Chromosomensatz (diploid) verfügt und seinen Ursprung in Befruchtungsvorgängen auf dem haploiden Geschlechtspflänzchen hat. Die Sporenpflanze "schmarotzt" gewissermaßen auf der Elternpflanze, da sie sich bis zur Reife von der Mutterpflanze mit Nährstoffen versorgen lässt.

Merkwürdigerweise haben Moose keine Fressfeinde, weder für Rehe noch für Läuse oder andere Kleintiere stehen Moose auf dem Speiseplan. Dies liegt hauptsächlich an ihrer Nährstoffarmut. Ein Moos zu zerkauen und zu verdauen verbraucht wahrscheinlich mehr Energie als die Pflanze zu bieten hat. Da die Moose zudem noch schwach antibakteriell wirken, gibt es praktisch keine Schädlinge, Moose in Herbarien sind deshalb auch ohne Konservierungsmaßnahmen sehr lange haltbar.

3. Wie erkennt man Moose?

Wer Moose etwas genauer betrachten möchte, braucht eine gute Lupe (10-15 fach). Schon bei dieser Vergrößerung erschließen sich wesentliche Eigenarten. Wie bei den höheren Pflanzen wird die Pflanzengruppe der Moose anhand bestimmter Merkmale in Untergruppen aufgeteilt. Diese Aufteilung ordnet die Vielfalt der Moose in anschaulicher Weise, weshalb ich sie hier kurz skizzieren möchte.
Eine auffällige Untergruppe sind die sogenannten Lappen-Lebermoose, die nicht in Stämmchen und Blätter geliedert sind, sondern die Gestalt kleiner Lappen oder Riemen haben. Verwandtschaftlich haben sie wenig mit den übrigen Moosen zu tun, da sie einen komplizerteren Aufbau haben und mehr Stoffwechselprodukte aufweisen, z.B. Ölkörper, die als Speicher dienen. Früher fanden sie auch als Heilmittel Verwendung, daher vielleicht der Name. Bestimmte Arten dieser Gruppe produzieren "Anti-Schnecken-Stoffe", die neuerdings im Handel als Schneckenvertreiber erhältlich sind und zwar unter der Bezeichnung "Lebermoos".
Die Blatt-Lebermoose haben rippenlose Blätter und einen zweizeilig beblätterten Stengel. Ihre Ober- und Unterseite sind deutlich unterschieden, wobei die "Bauchseite" meist eine Reihe kleinerer Blättchen aufweist. Ein ökologisch bedeutsames Beispiel dieser Gruppe ist das sogenannte Peitschenmoos, das als Charakterart besonders urtümlich gebliebener Nadelwälder gilt.

Abb. 6 Echter Wolfsfuß

Als Laubmoose bezeichnet man im Gegensatz zu den Lebermoosen solche Moose, deren Blättchen meist Rippen haben und deren Stämmchen dreizeilig bzw. schraubig beblättert ist. Moose trockener oder sonniger Standorte sind fast ausnahmslos Laubmoose, denn die Lebermoose sind empfindlicher gegenüber Austrocknung.
Die Laubmoose unterteilt man in Torfmoose (Abb.1c), deren beblätterte Ästchen in Quirlen angeordnet sind, in gipfelfrüchtige Laubmoose (Abb.1a), deren Stämmchen unverzweigt sind und in eine Sporenkapsel (akrokarp) mündet und schließlich in seitenfrüchtige Laubmoose (Abb.1b) mit verzweigten Stämmchen und seitlich herauswachsenden Sporenkapseln (pleurokarp).
Die Torfmoose haben früher in niederschlagsreichen Gegenden (Voralpen, Küstennähe) ganze Landschaften geprägt und riesige Torfkörper aufgebaut. Aufgrund großangelegter Entwässerungsmaßnahmen sind diese Moose vom Aussterben bedroht und gesetzlich geschützt.
Die Laubmoose stellen den artenreichsten Anteil der Moose, sie haben die größte ökologische Bandbreite und können fast überall angetroffen werden: sei es als samtener Streifen in den Pflasterfugen eines Großstadtgehweges oder als fußweiches Begleitgrün beim Pilzesammeln.

Abb. 7 Schlafmoos

Achtet man auf das Substrat, auf dem das Moos wächst, kann man eine Art noch genauer ansprechen. Moose wachsen entweder auf Rinde lebender Bäume (epiphytisch), auf Gestein (epilithisch) oder auf dem Boden bzw. moderndem Holz (epigäisch). Die Lebensweise unter Wasser nennt man submers.
Der Säuregrad des Substrats ist noch ein weiterer Standortfaktor, der für die jeweilige Moosart entscheidend ist. Auch die meisten felsbewohnenden Moose sind gegenüber dem pH-Wert sensibel, so dass man beispielsweise auf der Schwäbischen Alb (Kalk) andere Moose vorfindet als etwa im Südscharzwald (Granit). Selbst die Rinden unserer Bäume sind unterschiedlich sauer, weshalb auch sie sehr spezifische Lebensräume für Moose darstellen.

Mit diesen wenigen und leicht feststellbaren Merkmalen ist der Moosblick schon etwas geschärft und man hat einen kleinen Schlüssel an der Hand, der die Moosvielfalt zu ordnen vermag. Dazu ein Beispiel: Betrachte ich den Moosteppich auf einem alten Apfelbaum, so unterscheide ich problemlos die eher kriechend wachsenden, reich verzweigten seitenfrüchtigen Moose und die aufrechten, unverzweigten gipfelfrüchtigen Moose, die wie kleine, dunkle Büschel aussehen. Bei den gipfelfrüchtigen Rindenbewohnern gibt es das Krausblattmoos, dessen Blättchen im trocknen Zustand stark gekräuselt sind, und das Steifblattmoos mit geraden Blättern. Bei dem seitenfrüchtigen Rindenbewohner handelt es sich meist um das sogenannte Schlafmoos, das an den sichelförmig gekrümmten Blättchen leicht zu erkennen ist. Andere Rindenbewohner stehen meist für eine hohe Luftgüte und sind hauptsächlich nur noch in Reinluftgebieten anzutreffen.

4. Wo und wie leben Moose?

Moose kommen überall dort vor, wo entweder keine Höheren Pflanzen wachsen können oder wo der Konkurrenzdruck, z.B. aufgrund von Nährstoff- oder Lichtmangel, für das Moos gering ist. Moose sind also auf Nischen spezialisiert und können wegen ihrer kurzen Entwicklungszeit auch sehr kurzlebige Lebensräume besiedeln. In den Alpen gibt es beispielsweise Moose, die ausschließlich auf Kuhfladen ihren Lebensraum haben.

Abb. 8 Kleines Kranzmoos

Auf Extremstandorten wie z.B. in Steinwüsten (andauernde Trockenheit) oder in Hochgebirgsregionen (Frost) werden die Moose von den Flechten abgelöst. Den Übergang von Lebensräumen der Bäume zu denen der Blütenpflanzen, der Moose und letztendlich der Flechten kann man gut bei einer Gebirgswanderung beobachten (Vegetationsstufen).

Moose sind zwar gegenüber den Höheren Pflanzen konkurrenzschwach und müssen mit den Standorten Vorlieb nehmen, die von diesen nicht oder nur schwach besiedelt werden, aber sie sind nichtsdestoweniger sehr widerstandsfähig gegenüber unwirtlichen Lebensbedingungen. Moose auf Dächern oder besonnten Felsen beispielsweise müssen extreme Temperaturunterschiede aushalten und oft wochenlange Trockenheit. Solche Moose können sehr schnell Wasser aufnehmen, aber sie haben keine Möglichkeit das Wasser zu speichern, es wird bei Trockenheit wieder abgegeben und die Stoffwechselprozesse werden gestoppt. In einem solchen Zustand des sogenannten Trockenscheintods kann das Moos Monate, ja sogar Jahre verharren. Ein gewisser Verdunstungsschutz ergibt sich dadurch, dass sich diese Moose einrollen bzw. zusammenfalten können, wodurch sie eine Zeitlang ein etwas feuchteres Mikroklima aufrechterhalten. Die Tatsache, dass Moose kein Wasser einlagern können, führt andererseits aber dazu, dass ihnen der Frost nicht schaden kann und sie auch im Winter Photosynthese betreiben. - Für den Moosfreund eine besondere Freude, denn er kann das ganze Jahr über "moosern", und das noch fast überall, z.B. beim Warten im Verkehrsstau (gifttolerante Arten), während Gesprächspausen im Biergarten (reinluftzeigende Rindenbewohner), ja sogar in der Zahnarztpraxis, wo in den Blumentöpfen so manches eingeschleppte Moos auf Entdeckung hofft (tropische Lebermoose).

Abb. 9 Großes Kranzmoos

Der Großteil der Moose bevorzugt aber die feuchteren und schattigeren Lebensräume, wie z.B. Wälder, Schluchten, Felsspalten, Sümpfe oder Moore. In den strukturreichen, dünn besiedelten Mittelgebirgen ist die Moosflora daher besonders artenreich.
Moose können mit Bruchteilen des normalen Tageslichts auskommen. Auch auf diesem Gebiet gibt es hoch angepasste Spezialisten. Das Leuchtmoos beispielsweise hat halbkugelige Zellhäute, die wie ein Brennglas das Licht direkt auf die Chloroplasten bündeln. Das nicht absorbierte Licht wird reflektiert, wehalb das Moos zu leuchten scheint.

Bei den Wassermoosen ist die Schutzlosigkeit gegenüber dem umgebenden Medium ganz ähnlich wie bei den Rindenbewohnern. Je schlechter die Wasserqualität desto geringer ist die Artenzahl, wobei das jeweilige Moos aufgrund seiner artspezifischen Toleranz gegenüber Wasserverschmutzung eine bestimmte Wassergüte anzeigt. Somit lassen sich ohne technischen Aufwand recht präzise Aussagen machen über den Grad der Verschmutzung eines Gewässers oder über die Verbesserung der Wasserqualität nach Renaturierungsmaßnahmen.

5. Moose in Filderstadt

Wie schon angedeutet, dürfen wir auf der Filderstädter Markung keine Raritäten erwarten. Auf der Filderebene fehlen moosfreundliche Landschaftselemente und auch aufgrund der hohen Verkehrsdichte und intensiven Landwirtschaft können wir eigentlich nur in den Randgebieten, hier vor allem im Süden (Plattenhardt, Bonlanden), mit einem befriedigenden Artenspektrum rechnen. Und es ist tatsächlich so: In den Streuobstwiesen finden wir mehr Arten als etwa in den Ackergebieten. Schon die Nähe zum Wald mit seinem kühl-feuchteren Kleinklima verbessert die Lebensbedingungen und damit die Artenzahl. In den Wäldern zum Aichtal hin haben wir stellenweise eine gut ausgebildete Moosflora und zum Reichenbachtal hin findet man auf ausgemagerten Waldböden vereinzelt das Weißmoos mit seinen auffälligen, silbrig-grünen Polstern.

Interessant ist noch der Südhang des Uhlbergs mit seinen ehemaligen Weinbergmauern.

Abb. 10 Brunnenlebermoos

Im Folgenden werde ich eine kleine Auswahl von Moosen kurz vorstellen, die typische Vertreter eines bestimmten Lebensraumes und gut anzusprechen sind.

Brunnen-Lebermoos (Abb. 10): Lappen-Lebermoos feuchter bis nasser Standorte, dunkler Mittelstreifen; häufig.

Muschelmoos (Abb. 5): Blatt-Lebermoos schattiger Waldstandorte, oft in den Polstern anderer Moose; nicht häufig.

Frauenhaarmoos (Abb. 1): Gipfelfrüchtiges Laubmoos schattiger Waldstandorte, Kapsel mit Häubchen aus goldenen Haaren, eines der größten Moose der Erde; sehr häufig.

Thujamoos (Abb. 3): Seitenfrüchtiges Laubmoos schattiger Wald- und Wiesenstandorte, mehrfach gefiedert ähnlich dem Zweig eines Lebensbaumes; häufig.

Etagenmoos (Abb. 12): Seitenfrüchtiges Laubmoos feuchter und schattiger Waldstandorte, der neue Sproß wächst aus der Mitte des alten; häufig.

Abb. 11 Bäumchenmoos

Großes Kranzmoos (Abb. 9): Seitenfrüchtiges Laubmoos schattiger Wald- und Wiesenstandorte, die Ästchen enden in einem kleinen Blattschopf; häufig.

Kleines Kranzmoos (Abb. 8): Seitenfrüchtiges Laubmoos schattiger Wiesen und Rasen, Stämmchen rot; sehr häufig.

Schnabelmoos (Abb. 4): Seitenfrüchtiges Laubmoos auf Erde und Rinde, Kapsel in eine schnabelartige Spitze auslaufend; sehr häufig.

Bäumchenmoos (Abb. 11): Seitenfrüchtiges Laubmoos feuchter Wiesen, durch den baumartigen Wuchs unverwechselbar; nicht häufig.

Spießmoos (Abb. 2): Seitenfrüchtiges Laubmoos feuchter bis nasser Wiesen, Zeigerart, Ästchen enden in kleinen Spitzen; häufig.

Zypressen-Schlafmoos (Abb. 7): Seitenfrüchtiges Laubmoos an Baumrinde, Blättchen sichelig gekrümmt; sehr häufig.

Echter Wolfsfuß (Abb. 6): Seitenfrüchtiges Laubmoos an Felsen und Rinde, kriechender Spross mit aufrechten Ästchen; häufig.

Wer sich näher mit Moosen beschäftigen möchte, dem sei folgende Literatur empfohlen:

Abb. 12 Etagenmoos

(1) Aichele/Schwegler: Unsere Moos- u. Farnpflanzen Guter Einstieg in die Bestimmung von Moosen mit vielen Photos und Zeichnungen, Preis ca. 50.-.
(2) Frahm/Frey: Moosflora Anspruchsvoll, Mikroskop und Vorkenntnisse erforderlich, erfasst alle Moose Deutschlands, nur Zeichnungen, Preis ca. 50.-.
(3) Frahm: Moose als Bioindikatoren Interessante Kapitel über Moose als Bioindikatoren, auch praktische Übungen mit Moosen, ideal für NABU- Gruppen oder Schulklassen, Preis ca. 20.-.

 

Zum Abschluss noch eine Anmerkung in eigener Sache: Mooskenner sind sehr selten, sie verdienen unseren besonderen Schutz. Wenn Sie ein solches Exemplar entdecken, z.B. beim friedlichen Betrachten des Moosbewuchses auf einem Ihrer Zaunpfähle oder Apfelbäume, jagen sie es bitte nicht fort.

Meine Kartierkameraden aus Filderstadt grüße ich mit einem zünftigen "Ohne-Moos-nix-los".


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